Aus der BZ: Wahl der Ortsvorsteher im Gemeinderat

  • UWerner
  • 19. September 2019

Drei Frauen und drei Männer sind gewählt

Von Thomas Jäger, Lisa Petrich, Sarah Schäfer und Simone Höhl

Der Gemeinderat hat die Ortsvorsteher für sechs Stadtteile gewählt, zwei davon sind neu im Amt /Entscheidungen für Hochdorf und Munzingen stehen noch aus

FREIBURG. Zwei neue Ortsvorsteher hat der Freiburger Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstagabend gewählt und vier weitere im Amt bestätigt – alles auf Vorschlag der jeweiligen Ortschaftsräte (siehe Seite 21). Insgesamt acht Ortschaften mit eigenem Mini-Parlament Ortschaftsrat, Ortsverwaltung und Ortsvorsteher gibt es unter Freiburgs 28 Stadtteilen. Sechs der Posten als „Ehrenbeamte auf Zeit“ sind nun besetzt, für Hochdorf und Munzingen stehen die Entscheidungen noch aus.

Außer den beiden Wechseln in Ebnet und Kappel wird es bald noch zwei weitere geben: In Hochdorf (Christoph Lang-Jakob, Jahrgang 1953) und Munzingen (Rolf Hasenfratz, Jahrgang 1956) haben die Amtsinhaber ihren Rückzug angekündigt. Doch in Hochdorf will der Ortschaftsrat seinen Wahlvorschlag erst am kommenden Montag beschließen, da vor den Sommerferien ein bereits ausgeguckter Kandidat absprang. Und in Munzingen gab es noch nicht einmal eine Ortschaftsratswahl, da diese wegen eines Regelverstoßes bei der Listenaufstellung kurz vor der Kommunalwahl im Mai abgesagt worden war. Sie wird jetzt am Sonntag, 22. September, nachgeholt. Bis alles geregelt ist, bleibt Rolf Hasenfratz kommissarisch im Amt und ist damit dienstältester Ortsvorsteher (seit 1999). Danach wird es Bernhard Schätzle in Lehen sein, der 2008 erstmals gewählt wurde.

Ebnet

Sie ist neu im Amt, aber keineswegs ein Neuling in der Kommunalpolitik: Seit 2004 ist Beate Schramm (60) Ebneter Ortschafsrätin und seit zehn Jahren stellvertretende Ortsvorsteherin. Die Diplompädagogin und Inhaberin der in der beruflichen Weiterbildung tätigen AIM-Akademie Freiburg ist in Neureut (heute ein Stadtteil von Karlsruhe) aufgewachsen und lebt seit 1985 in Ebnet. Sie ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Söhne. Mitbegründet hat sie unter anderem den Förderverein der Feyel-Grundschule und den Trägerverein für das Jugend- und Bürgerforum „Haus 197“ im Freiburger Osten. Ihr zentrales Ziel für ihre erste Amtszeit: „Das Vorschlags- und Anhörungsrecht, das uns die Ortschaftsverfassung gewährt, aktiv und umfassend im Interesse des Stadtteils und der Bürgerschaft in Anspruch zu nehmen.“ Während die bisherigen Amtsinhaber in Kappel, Munzingen und Hochdorf schon früh angekündigt hatten, nicht mehr zu kandidieren, gab es in Ebnet die einzige unfreundliche Übernahme: Dort hätte Bernhard Sänger (72), Ortsvorsteher seit 2009, gerne weitergemacht. Doch bei der Kommunalwahl gewann Schramms „Forum Ebnet“ zwei Sitze dazu (nun sechs von insgesamt zwölf), Sängers CDU verlor einen (nun drei). Sänger trat beim Ortsvorsteher-Votum gar nicht mehr an und ist nun einfacher Ortschaftsrat. Schramms Stellvertreter sind Christian Hagenberger und Matthias Heizmann.

Kappel

Eigentlich wäre Christoph Brender (52) schon seit 2014 Kappler Ortschaftsrat. Seine Stimmenzahl hätte ausgereicht, für die CDU in das Gremium einzuziehen. Er durfte dann doch nicht, weil ein Verwandter ebenfalls kandidiert und eine höhere Stimmenzahl erreicht hatte. Dieses Verbot von Verwandten in Kommunalparlamenten, das nur für kleine Orte galt, gibt es in Baden-Württemberg aber inzwischen nicht mehr. Brender löst Hermann Dittmers (ebenfalls CDU) ab, der nicht mehr antrat. Der gebürtige Kappler (verheiratet, zwei Kinder) arbeitet in der Verwaltung der Freiburger Uni-Klinik, ist seit 2010 Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Kappel und unter anderem im Fest-Organisationsteam des SV Kappel engagiert. Topthemen der nächsten Zeit werden für ihn der Neubau von Feuerwehrhaus und Sportheim, das Neubaugebiet Weihermatten, die geplante Windkraftanlage am Taubenkopf sowie behindertengerechter Zugang und Dachsanierung des Rathauses sein (Stellvertreter: Christiane Kramer, Bernhard Ganter).

Lehen

Für weitere fünf Jahre hat der Gemeinderat Bernhard Schätzle (Freier Wählerbund Lehen) als Ortsvorsteher von Lehen bestätigt (Stellvertreter: Berthold Disch). Der 65-jährige Schätzle, verheiratet und Vater von vier Kindern, ist seit 1989 Ortschaftsrat, seit 1999 CDU-Stadtrat und war von 2006 bis 2011 CDU-Landtagsabgeordneter. 2008 wurde er Nachfolger der langjährigen Ortsvorsteherin Sigrun Löwisch. Der Winzer und Kellermeister mit eigenem Weingut stammt aus dem Stadtteil und ist Mitglied in zahlreichen Lehener Vereinen. Die Förderung des Chorgesangs und die Beschäftigung mit der Ortsgeschichte liegen ihm besonders am Herzen. Die Arbeit im Ortschaftsrat werde auch in Zukunft weiter bestimmt von der Realisierung des Baugebiets Zinklern, dem Neubau eines Feuerwehrgerätehauses und der Entwicklung des geplanten Nachbarstadtteils Dietenbach.

Opfingen

Durch den Gewinn eines achten Sitzes hat Silvia Schumachers Liste „Bürger für Opfingen“ seit der Kommunalwahl im Mai die absolute Mehrheit im 14-köpfigen Gremium. Die ledige Steuerfachwirtin engagiert sich vielfach ehrenamtlich, etwa im Opfinger Musikverein. Ihr Instrument ist die Posaune. Seit zehn Jahren engagiert sie sich als Ortschaftsrätin, seit fünf Jahren amtiert sie als Ortsvorsteherin (Stellvertreter: Erwin Wagner). Unbedingt erreichen will die 43-Jährige, dass es bald wieder eine weiterführende Schule am Tuniberg gibt. Seit dem Auslaufen des Werkrealschulzweiges in Opfingen verfügen die vier Freiburger Tuniberg-Stadtteile nur noch über Grundschulen.

Tiengen

Maximilian Schächtele ist zwar in Tiengen aufgewachsen, der Diplom-Betriebswirt kam aber im Zuge seiner Berufstätigkeit als Manager viel in der Welt herum und lebte unter anderem in Stuttgart, Berlin, Dänemark und Holland. 2008 kehrte er zurück. Inzwischen gibt der 69-Jährige (geschieden, eine Tochter) bei der Frage nach dem Beruf „Ortsvorsteher und Hobbywinzer“ an. Zur Kommunalwahl 2014 trat er mit seiner damals neu gebildeten Gruppierung „Aktive Bürger Tiengen“ an und wurde danach gleich zum Ortsvorsteher gewählt. Er war unter anderem der Initiator des Tuniberg-Käsemarkts im Munzinger Schloss Reinach. Einsetzen will er sich zum Beispiel dafür, dass es mit der Realisierung der Umgehungsstraße Süd bald losgeht. Seine Stellvertreter sind nun Kerstin Lienhard und Wilhelm Schlatter.

Waltershofen

Petra Zimmermann (Waltershofener Unabhängige Wählergemeinschaft) hat sich für ihre zweite Amtszeit viel vorgenommen: Vorangehen soll es mit dem Neubaugebiet Niedermatten, dem Bau eines Supermarkts auf dem Alten Fußballplatz, der Schaffung eines Radwegs nach Gottenheim, der Sanierung der Steinriedhalle – und auch „etwas Tolles für Senioren“ soll es geben, etwa ein Angebot für Betreutes Wohnen, sodass Senioren in Waltershofen wohnen bleiben können. Stellvertreter sind Manuel Hercher und Sabine Zeller-Schock. Die 58-jährige Bankkauffrau (verheiratet, eine Tochter) lebt seit 1984 in Waltershofen, ist seit 30 Jahren Ortschaftsrätin, dekoriert gerne, spielt Theater und lässt es an der Fasnet mit den „Freiburger Hexen“ krachen.
Ortsvorsteher
Ortschaftsräte als gewählte Stadtteilvertretung (je nach Ortsgröße mit 12 oder 14 Sitzen) und Ortsvorsteher als Ehrenbeamte gibt es in Freiburg nur in den acht zuvor selbstständigen Gemeinden, die Anfang der 1970er Jahre nach Freiburg eingemeindet wurden. Die monatliche Aufwandsentschädigung für sie beträgt in den kleineren Ortschaften 2500 Euro und bei mehr als 5000 Einwohnern (in Freiburg nur Hochdorf) 2800 Euro.

 

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