Turnvater Jahn (1778-1852) hätte seine Freude daran, sähe er, wie von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen heute seine Grundidee
des Turnens umgesetzt wird. Da hängen die Nutzer der Street-Workout-Anlage an Barren, Reck und Klettergerüst und vollführen mit viel Kraftaufwand und Fantasie Kunststücke an den Geräten.
Die Idee der Street-Workout-Anlage kommt aus den USA. Jugendliche, denen die finanzielle Möglichkeit fehlte, Fitnessstudios zu besuchen, entdeckten in ihrem Umfeld zahlreiche ,,Turngeräte“: Parkbänke, Pfosten von Verkehrsschildern, Brücken- und sonstige Geländer – der Fantasie war freien Lauf gelassen. Das ganze an der frischen Luft zum Nulltarif. Es wurden Sportgeräte für Erwachsene entwickelt und in öffentlichen Park aufgestellt – Street-Workout-Parks waren geboren.
Die Idee fand bei sportbegeisterten Jugendlichen und Erwachsenen großen Anklang und breitete sich aus.
Schließlich schwappte die Idee der Street-Workout-Anlagen nach Europa und kam im Iuni 2013 in Tiengen an. Man wolle eine Street-Workout-Anlage, war der Ruf der ]ugend. Zur Unterstreichung ihrer Forderung wurden innerhalb einer Woche vierzig Unterschriften von Jugendlichen gesammelt, die sowohl dem damaligen Ortschaftsrat wie auch dem Gartenbauamt übergeben wurden.
Keiner wusste Bescheid, was sich die Jugend unter einer Street-Workout-Anlage vorstellte und wie sie zu nutzen sei. Der Arbeitskreis und einzelne Ortschaftsräte begannen sich kundig zu machen und im Dezember 2013 stellte der Ortschaftsrat die restlichen Verfügungsmittel zum Bau einer Street-Workout-Anlage zur Verfügung. Zu klären galt es, wo eine solche Anlage – für jedermann/frau zugänglich installiert werden könnte. Auch dazu hatt die Jugend einen Vorschlag: zwischen Westseite der Jugendhütte und den Flaschencontainern. Nun galt es, einen Hersteller zu finden, der Barren, Reckstangen und Klettergerüst für Erwachsene in dem zur Verfügung stehenden finanziellen Rahmen anbot. Eine ungarische Firma, die zahlreiche Anlagen (TÜV zeftifiziert) sowohl in USA wie auch Osteuropa installiert hatte, lieferte am 17.07.2014 die Street-Workout-Anlage in Tiengen an. Zwischengelagert im Dreschschopf, konnte am 1. August der Aufbau beginnen und war am 8. August fertiggestellt.
Eine kleine inoffizielle Einweihung fand am 18.08.2014 statt. Die Initiatoren der Street-Workout-Anlage Cornelius Bähr und Eddy Graf hatten interessierte ]ugendliche zu einem Schauturnen eingeladen. Dazu angereist kam aus Offenburg Dennis Ratano, der den ersten Verein für die Sportart Street-Workout in Deutschland gegründet hat. Er zeigte den anwesenden ]ugendlichen Übungen und Trainingsprogramme.
Einen Querschnitt ihres Könnens zeigten drei |ugendliche bei der Verabschiedung von Ortsvorsteherin Frau Ruthild Surber am 25. September auf der Bühne des Tuniberg-Hauses Tiengen. Zu fetziger Musik, einer Metallstange, die auf den Schultern von zwei Akteuren ruhte, zeigte, im Wechsel mit den Anderen, der Dritte Figuren an der Metallstange, die zwischen Kraftsport und Kunstturnen angesiedelt waren. Die Aufführung fand großen Beifall.
Die finanzielle Investition des Ortschaftsrates, des Vereins Kinder-und |ugendarbeit Tuniberg, die eingebrachten Sponsorengelder durch die Teilnahme von neun |ugendlichen am 24-Stundenlauf in Freiburg, für die Street-Workout-Anlage hat sich gelohnt. Das zeigt die rege Nutzung von sportlich Interessierten jeden Alters, Geschlechts, sozialer Herkunft und Bildung. Sie verbindet der Spaß, sich an frischer Luft sportlich zu betätigen.
Christa Bähr